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Konzertberichte

Die Marc Clear Band im V8 in Durmersheim am 13.4. 2003

Ein leider viel zu seltenes Gastspiel gab es von der Marc Clear Band im neu renovierten V8 in Durmersheim. Gut ein halbes Jahr ist es her, dass die Band zusammen aufgetreten ist und so fieberten viele dem Auftritt um Sänger Marc Clear entgegen. Wie gewohnt füllt sich das Lokal pünktlich um 22.00 Uhr. Vorher gehen die Durmersheimer nicht aus dem Haus. Gute Laune bringen sie zunächst nicht mit, das ändert sich aber schon beim ersten Titel der Band "How long". Gleich wird klar, dass eine Band ersten Ranges und ein Sänger mit internationalem Format auf der Bühne stehen. Marc Clear, den man als Europäer mit Hang nach Durmersheim bezeichnen kann - der Vater ist Engländer, die Mutter Holländerin - ist in Deutschland geboren, aufgewachsen aber in Holland, wo er auch klassischen Gesang studiert hat und lebt seit einiger Zeit in Kopenhagen. 12 Jahre war er an der Deutschen Oper in Berlin fest angestellt und nebenbei frönte er seinem Hobby, der Rockmusik. Durmersheim war eine zeitlang seine zweite Heimat und hier lernte er die Musiker kennen, mit denen er nach wie vor gerne spielt, auch wenn der Weg zum Gig etwas lang geworden ist. Für solche Musiker muss man auch schon weit laufen. Allesamt Routiniers an ihren Instrumenten, wissen sie genau, wo sie banddienlich spielen müssen und wo sie sich in Szene setzen können. Der Grundsound aus Bass und Schlagzeug ist erstaunlich homogen, spielt Schlagzeuger Mathias Rummel ja erst das zweite Mal mit. Er musste den großartigen Schlagzeuger Georg Schlager ersetzen, der leider an MS erkrankt ist und die Schlagzeugstöcke an seinen ehemaligen Schüler weitergegeben hat. Die Schule war gut. Mathias Rummel spielt konzentriert und engagiert mit. Das technische Rüstzeug hat er sowieso. Von Vorteil wird es zudem sein, dass er sich anlehnen kann an die soliden Basslinien von Mathias Behrendt. Die Marc Clear Band hat, ein für Rock- und Popverhältnisse, instrumental anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Titel wie "It´s Just The Way It Is" von Bruce Hornsby oder Walkin´In Memphis von Marc Cohn beherrschen nicht alle Keyboarder. Mathias Barth kommt dabei noch lange nicht an seine Grenzen. Er ist ein Keyboarder, der mit allen Wassern gewaschen ist. Seine Grundsounds von Klavier, Orgel und Strings sind nie aufdringlich und vor allem die Brass Sounds setzt er außergewöhlich gut sein. Er hört gewissenhaft die Stück heraus und arrangiert sinnvoll. Man wünscht sich nur noch mehr und längere Solopassagen. Gut kommen die Stücke an, bei denen man deutlich merkt, dass sie neu im Programm sind. Die Augen der Musiker beginnen zu leuchten und die Stimmung geht auf das Publikum über bei Titeln von Mike & The Mechanics ( From The West Side To The East Side) und Genesis (Land Of Confusion). Die Songauswahl würde wahrscheinlich jeden anderen Sänger in den stimmlichen Ruin treiben. Alle Titel bewegen sich gesanglich an der Obergrenze dessen, was ein Rocksänger zu bieten hat. Marc Clear scheint das keine Mühe zu machen, obwohl er zusätzlich mit einer Erkältung zu kämpfen hat. Cold As Ice von Foreigner singt er noch gegen Ende des Programms mühelos. Hier bewährt sich die gesangliche Ausbildung an der Hochschule in Maastricht. Als stimmliche Verstärkung an seiner Seite leistet sich Marc Clear eine Backgroundsängerin, die eigentlich selbst an der Spitze einer Band stehen könnte. Diana Kloo, vielen noch bekannt von Moritz sorgt mit ihrem Sopran für zusätzliche Dynamik und Frische in den Liedern. Ihre gute Laune, die sie mit ihrem charmanten Lächeln verbreitet ist ansteckend. Obwohl die Marc Clear Band keine Tanzmusik spielt, wippen die Leute jetzt doch mit und nur noch wenige hält es auf den Sitzen, als mit Jump von Van Halen das Konzert zu Ende geht. Doch die Durmersheimer lassen die Musiker nicht gehen. Lautstark verlangen sie noch nach dem Kulttitel der Band: "Child In Time" von Deep Purple. Jeder im Publikum weiß, dass sie dieses Werk nur hier hören können. Selbst Ian Gillan bekommt den Titel schon seit Jahren nicht mehr hin. Der Song fordert das dreigestrichene a in der Kopfstimme. Marc singt dieses "a" normalerweise so, dass man meint, er könne noch eine Terz draufsetzen und mit Carmelo Parello hat er einen Gitarristen, der Blackmore´s Solo verinnerlicht hat und es zu einem Erlebnis werden lässt. Doch auch sonst weiß Carmelo auf ganzer Stecke zu überzeugen, ob mit funky Rhythmen, bottle neck oder nur schönen Melodien. Man kann sich schon freuen auf zwei weitere Auftritte der Marc Clear Band in diesem Jahr beim Bäretriewer Fest und beim Wasseraarsch Festival in Illingen.
Heinz Reinlein